Intermezzo: Matthias Brandt, Blackbird, Köln 2019, Kiepenheuer & Witsch, 288 Seiten




Die Buchnomaden lesen mit Hingabe ihr Jahresprogramm - und vieles "außer Konkurrenz". Sie stöbern, schweifen ab und lesen solo zwischendurch - eine Fundgrube an Empfehlungen, Genre-Vorlieben und Warnungen, die an dieser Stelle jetzt ihren Platz findet. Viel Freude beim Intermezzo!

Matthias Brandt, Blackbird: Es ist vor allem der Ton, der einen davonträgt und so wohlig einhüllt in die späten siebziger Jahre, obwohl es hier um die Geschichte eines Jungen geht, der seinen besten Freund verliert. Der Ich-Erzähler Morten, Heranwachsender von 15 Jahren in einer deutschen Kleinstadt im gediegenen Wohlstand der Mittelklasse, stromert durch die Stadt und das Gymnasium. Seine Gedanken verlieren sich, kommen vom Hölzchen aufs Stöckchen, schweifen vor allem ab, wie das wohl so ist in dem Alter, in den Jahren. Brandt vermag diese Welt zwischen Lehrern der Marke "Ich bin der Klaus", Fahrrad, Freibad, Amselfelder und der Sehnsucht nach Liebe, verworren und schräg aber auch leicht und selbstverständlich erscheinen zu lassen. Eine Welt in der die Erwachsenen vor allem als Phänomen auftauchen - so will man auf keinen Fall werden. 

Wie schön Brandt die Charaktere und die Freundschaften von Morten alias Motte beschreibt, wie genau die Zweisamkeit mit dem todkranken Bogi, das Leben zwischen Mixed-Tapes und einer verkorksten Verabredung (nein, kein Date!), das ist lustig, anrührend und wunderbar. Und wer den Titel nicht versteht, geht sich gleich morgen das weiße Album der Beatles kaufen.

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