"Max Havelaar": Darf man Klassiker so verhunzen?

 

 

Fast alle waren sich einig. Der Roman "Max Havelaar" des niederländischen Autors Eduard Douwes Dekker, der in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts unter dem Pseudonym Multatuli veröffentlicht wurde, war zumindest in der den meisten vorliegenden Fassung des Jazzybee Verlags in Altenmünster (der Übersetzer wird sicherheitshalber auch an keiner Stelle erwähnt) so schlecht übersetzt und lektoriert (vermutlich gar nicht), dass einem das Lesen dadurch verleidet wurde. 

Der eigentlich interessante Inhalt - im Hauptteil des Buches geht es um die Beschreibung und Infragestellung des Kolonialsystems auf Java in Niederländisch-Indien (Indonesien) durch den Kolonialbeamten Max Havelaar, die wiederum von dem Amsterdamer Kaufmann Batavus Droogstoppel, der diese Erzählungen veröffentlichen soll, hinterfragt werden - hat sich dadurch nicht erschlossen und der Witz und die Komik in den zahlreichen Dialogen war nur erahnbar.

Wenn man bedenkt, dass Dekker es angeblich mit diesem Buch schaffte, ganz Europa dafür zu sensibilisieren, unter welch menschenverachtenden Bedingungen die begehrten Kolonialwaren produziert wurden und die Gesellschaft für niederländische Literaturwissenschaft das Buch "Max Havelaar" im Jahr 2002 zum wichtigsten in niederländischer Sprache geschriebenen Werk erklärt hat, ist es doch erstaunlich, dass dieses Werk (zumindest in Deutschland) durch "unkontrollierte" Übersetzungen in Bedeutungslosigkeit versunken ist.

Kommentare

  1. Über die Übersetzung von Max Havelaar scheint es ganze Abhandlungen zu geben: https://www.degruyter.com/view/title/11928

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  2. Das Buch hat es noch bis Ende der 90er bei Ullstein gegeben, rätselhaft das kein deutscher Verlag mehr daran Interesse hat.

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  3. Sehr schöner Text. Kann ich unterstützen #rettet Max Havelaar.

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  4. Die Buchnomaden haben bei Ullstein noch einmal nachgefragt: Das Taschenbuch ist 1997 erschienen, allerdings nur als Lizenz des Verlages "Bruckner und Thünker", wo "Max Havelaar" noch 1993 als Hardcover erschienen war. Der Verlag "Bruckner und Thünker" wurde unterdessen allerdings liquidiert. Ob neben den Books on Demand-Herausgebern noch andere Verlage Interesse haben ? Ullstein jedenfalls plant keine Neuauflage des Taschenbuchs.

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