- Ein in Roboter darf kein menschliches
Wesen verletzen oder durch Untätigkeit zulassen, dass einem menschlichen Wesen
Schaden zugefügt wird.
- Ein Roboter muss den ihm von einem
Menschen gegebenen Befehlen gehorchen – es sei denn, ein solcher Befehl würde
mit Regel eins kollidieren.
- Ein Roboter muss seine Existenz
beschützen, solange dieser Schutz nicht mit Regel eins oder zwei kollidiert.
Mit diesen
drei Gesetzen der Robotik ist Isaac Asimov berühmt geworden – und um das
Verhältnis von Mensch und Roboter kreist auch der zentrale Teil seines Romans „Die Stahlhöhlen“ von
1954. In einer nicht näher bezeichneten
fernen Zukunft hat sich die Menschheit in zwei Gruppen geteilt, der eine Teil
lebt in von der Außenwelt abgeschlossenen Mega-Städten während der andere Teil
(„die Spacer“) den Weltraum besiedelt hat. Vor diesem Hintergrund erzählt uns
Asimov eine klassische Krimigeschichte: Ein Robotik-Experte der Spacer wurde in Spacetown, der letzten verbliebenen
Siedlung Spacer-Siedlung, ermordet. Den Fall lösen soll Elijah Bailey, bibelfester Familienvater und
Inspektor im nahegelegen New York. Zur Seite gestellt wird ihm der
Positronenhirn bewehrte Roboter R. Daneel, ein Spitzenprodukt der Spacertechnologie
und damit ein notorischer Besserwisser ohne rechte Intuition. Solche Assistenz
erträgt Bailey, wie alle guten Detektive seit Chandlers´s Philip Marlowe,
natürlich nur unwillig. Der Rest ist gut lesbarer unterhaltsamer Science-fiction und wird natürlich nicht verraten.
„Science“
gut, „Fiction“ ganz angenehm
Das Urteil
der Buchnomaden über diesen frühen Science-fiction war insgesamt positiv, ohne
die literarischen Herzen wirklich zu entflammen. „So ganz angenehm“ war eins
der wohlwollenden Urteile nahe an der Gleichgültigkeit. Die eingefleischten
Science-fiction-Experten hielten dagegen: „beispielhaft und stilbildend“ sei
Asimov, seine Phantasien zur künstlichen Intelligenz, zur Überbevölkerung und
zum Leben in Megastädten verblüffend visionär und spannend erzählt. Die weniger science-gläubigen
vermissten allerdings die wahre Kunst der „Fiction“: Der Kriminalfall sei
reichlich wirr konstruiert, die Figuren nur schwach entwickelt, die Atmosphäre
der Stadt nur oberflächlich skizziert.
Lernen Sie
Roboter lieben
Besonders
amüsant für alle: Während Asimov eine eigene Gesellschaftsform entwirft, die sich
durch feinste Privilegienunterschiede und Kollektivzwang definiert – das private
Waschbecken ist bereits Zeichen gesellschaftlichen Aufstieges, Standard sind
öffentliche Badeanstalten „Personal“ genannt – bleibt er im
Geschlechterverhältnis in den 50ern stecken. Baileys Frau Jezebel hätte als
verkappte Widerstandskämpferin durchaus Potential, kommt aber über das
brav-naive Hausmütterchen kaum hinaus. Hier gab es also Lücken, Asimovs Sache ist
vielmehr das Verhältnis zwischen Mensch und Roboter: Konkurrenz, Neid, Überlegenheit,
Intelligenz, Intuition, Gewalt, Zuneigung –
hier ist Asimov stark, arbeitet witzig und detailliert Facetten heraus. Ohnehin ist R.
Daneel Olivaw der erklärte elektrische Held der Buchnomaden, in seiner Beschränktheit wie
in seiner analytischen Brillanz. Kurzum:
Asimov lesen und vorbereitet sein, wenn morgen das erste Positronengehirn alles
besser kann und besser weiß.
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