An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts - Roland Schimmelpfennig

Foto designkind.de


Ein Wolf wird auf der verschneiten Autobahn kurz vor Berlin von Tomasz fotografiert und von seiner Freundin Agnieszka, die als Putzfrau arbeitet, an ein Künstlerehepaar bei dem sie arbeitet, verkauft und das Foto wird bekannt. Tomasz und Agnieszka sind in Polen aufgewachsen und fangen in Berlin ein neues Leben an. Jedoch vermisst Tomasz seine alte Heimat und auf der Baustelle lernt er die neue Sprache nicht kennen. Er ist ein eher ruhiger Typ und spricht in Gedanken bei der Arbeit mit seinem Bruder, seiner Mutter und Agnieszka. 

Eine ehemalige Berliner Künstlerin trennte sich von ihrem Mann, der als Künstler Erfolg hat. Zusammen lebt sie mit ihrer Tochter nun weiter entfernt von Berlin und ihre Ausreden warum sie keinen Erfolg mehr bei ihrer Kunst hat variieren. Sie trinkt und schlägt ihre Tochter, die daraufhin mit ihrem Nachbarn flieht. 

Ein Jäger spaziert mit Gewehr in den Wald und stirbt. Die Kinder finden ihn und nehmen sein Gewehr mit. Sie landen auf einem Güterzug und gelangen so nach Berlin, werden dort von der Polizei gefunden, können aber wiederum fliehen. Dadurch wissen ihre Eltern, dass sie sich in Berlin befinden. Der Vater auf der Suche nach dem Jungen besäuft sich in einer Bar und sein Alkoholproblem läßt ihn wie auch schon davor seine Familie vergessen. 
Die Mutter der Tochter fährt nach Berlin um ihren erfolgreichen Ex zu besuchen und ihn über das Verschwinden seiner Tochter zu informieren. Er fährt durch halb Berlin in der Nacht, der ansonsten eher ruhige Künstler, der kaum Kontakt zu seiner Tochter hat, schnauzt die Polizisten an bis diese ihm sagen, dass es jetzt genug sei. 

Charlie, der Kioskbesitzer, bezeichnet sich mit seiner Freundin als "Das Auge" und er möchte den Wolf finden, um auch ein Foto von ihm machen zu können. Der Wolf begegnet Charlie, aber er ist in dem Moment von der Nähe und Gefahr so gelähmt, dass er sich nicht traut sich zu bewegen.

Es gibt viele Verknüpfungen zwischen den Personen der einzelnen Episoden. Jede Geschichte hat eine trostlose und hoffnungslose Tendenz. Es gibt leider zu viele Berlin Geschichten in denen dieser Tenor schon vorhanden ist. Fast einstimmig fanden die Buchnomaden diesen Roman zu langweilig und dröge. Die Geschichten der Personen bleiben distanziert und berühren nicht. Vielleicht war dies aber auch so beabsichtigt. 
Unsere Erwartungen an einen Winterroman sind aber auch seit Sorokins "Der Schneesturm" dramatisch angestiegen. Im Vergleich zu "Der Schneesturm", der vor Fantasie und Winterstimmung nur so strotzt, ist "An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts" leider nur eine kleine Schneeflocke mit Wolf. Was realistischere Betrachtungen angeht, hat das Buch die depressive "Einzelkämpfer Berlin Stimmung" jedoch perfekt eingefangen.

Kommentare