Geschichte im Comic: "Barfuss durch Hiroshima" von Keiji Nakazawa

Ein Manga über das Grauen von Hiroshima

Bilder und Sprechblasen - und doch ein Roman

Comic und Geschichte, das kennen wir hintergründig und witzig erzählt von den unbeugsamen Galliern und "Isnogud", dem Mann, der "Kalif werden wollte anstelle des Kalifen." Ganz anders im wahren Leben bei Keiji Nakazawa - er konfrontiert uns in seinem vierbändigen Manga "Barfuß durch Hiroshima" mit dem Atombombenabwurf auf Hiroshima vom 6. August 1945. Das autobiographische Werk verarbeitet die Erlebnisse des Autors, der aus Hiroshima stammt, den Abwurf dort miterlebt hat und dabei - und danach - einen Großteil seiner Familie verlor.

Familie und Kaiserreich

Die Geschichte um den sechsjährigen Gen beginnt wenige Tage vor dem Abwurf und endet zwei Jahre später. Dabei erzählt Nakazawa nicht nur die Geschehnisse selbst sondern vermittelt auch die Atmosphäre im damaligen Japan sowohl im Mikrokosmos der japanischen Familie als auch im politischen Großen Ganzen des Kaiserreichs.

Die Bilder und Texte von Nakazawa sind so eindringlich, dass sie lange in Erinnerung blieben, darunter mit Glassplittern übersäte Kinder oder Strahlenopfer, die ihren beginnenden Haarausfall nicht zu deuten wissen - und diese Schilderungen gehören noch zu den weniger drastischen Passagen. Die Nähe der Anschauung und des Nacherlebens ist gleichwohl die große Stärke von Nagazawas Werk. Doch gerade durch das Entsetzen gegenüber der Hölle von Hiroshima ist dieser Manga mit seinen Hauptfiguren, ihrem Lebenswillen und ihrer Hilfsbereitschaft, ein Plädoyer für die Menschlichkeit.

"Barfuß durch Hiroshima" ist angesichts des Themas kein Comic für Kinder, wiewohl ich ihn schon einmal in der Kinderabteilung einer Bücherei entdeckt habe - so sehr kann der Begriff "Comic" oder "Manga" auch missverstanden werden. Der herausgebende Verlag "Carlsen Comics" gibt ein Lesealter ab 14 Jahren an, allerdings sollten sich Eltern vorab mit dem Werk vertraut machen.

Die Ausgabe bei "Carlsen Comics" enthält drei wichtige Ergänzungen: ein lesenswertes Vorwort vom "Maus"-Schöpfer Art Spiegelman, ein Nachwort des Redakteurs Noritaka Yamaji, der an der Erstveröffentlichung beteiligt war und als Epilog ein Interview mit Keiji Nakazawa in den Bänden 2 bis 4 - Hintergrundwissen, das die Entstehungsgeschichte vertiefend erläutert.

Zum Manga die Reportage

Wer sich darüber hinaus mit der Geschichte des Atombombenabwurfs auf Hiroshima beschäftigen will, sollte die Reportage "Hiroshima" von John Hersey lesen. Er war 1946 für den "New Yorker"´ in Hiroshima und erzählt die Schicksale von sechs Überlebenden. Ursprünglich als Fortsetzungsstück geplant machte der "New Yorker" schließlich im August 1946 die gesamte Ausgabe für seine Geschichte frei. Später erschien Herseys Reportage auch als Buch.


 




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